Tungufljot 2009

Ein heftiges Kribbeln und ständige Gedanken an Lachsfischen sorgten dafür, dass ich völlig ausserplanmässig für 3 Tage den Tungufljot in Island befischen durfte! 

Di, 29-09-09

Letzten Donnerstag habe ich in einer last-Minute-Aktion einen Kurztrip an den Tungufljot organisiert. Wiederum hat Arni Baldursson's Laxa Angling Club einen sehr guten Job gemacht und alles bestens organisiert! 10.50h Abflug nach Kopenhagen, danach Weiterflug mit Icelandair nach Keflavik, wo ich um 15.15h Ortszeit (-2 Stunden) lande. Der gleiche Fahrer wie letztes Jahr holt mich ab und bringt mich nach Reykjavik zum Hotel Odinsve.

Ich mache einen Stadtrundgang und schiesse ein paar Fotos...Nach der Stadtbesichtigung machte ich noch einen Abstecher zu einer jewellery, die von einem Schweizer Ehepaar betrieben wird. Schliesslich wollte ich der daheim gebliebenen Lebenspartnerin noch etwas aus Island mitbringen...

Dann in ein tolles Restaurant, wo ich ein sensationelles Nachtessen genossen habe, übrigens von Krise war in diesem Lokal nichts zu spüren, viele Isländer, die viel Geld ausgaben. Nach dem ausgezeichneten Nachtessen Rückkehr ins Hotel und Bettruhe.

Mi, 30-09-09

Um 05.15h Tagwache, Frühstück und um 06.30h holt mich Alex, mein Guide für 3 Tage, im Hotel ab. Alex ist Engländer, lebt aber wegen einer Frau seit 9 Jahren in Reykjavik und arbeitete bis zum Ausbruch der Bankenkrise in einem isländischen Bankinstitut als Fondsmanager. Heute ist er froh, bei der Laxa Company beschäftigt zu sein.

Nach ca. 1.5 Stunden Fahrt treffen wir in der self catering Lodge direkt am Tungufljot ein. Die Lodge hat zwei Schlafzimmer ein grosses Wohnzimmer und Küche. Auf der Veranda hat es eine Jacuzzi wie so oft in Island. Gesamthaft stehen 5 solcher Lodges am Fluss.

Ich baue meine 13 Fuss Guideline mit einem slow Intermediate mit fast Intermediate Spitze und kurzem Vorfach (70-80cm) auf und wir fahren an den Fluss und starten im lower part unterhalb des wunderschönen Faxi Wasserfalles.  Es ist eine wunderschöne Scenery, vor allem vor August stehen hier die Lachse am Wasserfall an. Später in der Saison nehmen sie die Fischtreppe links vom Wasserfall. Der Hotspot ist rechts der kleinen Insel bis zum Abfluss in den Canyon. Leider ist der Pool eigentlich nicht schön zu befischen, weil die Strömung auf einen zu kommt und somit keine klassische Fliegenführung möglich ist.

Später am Morgen fischen wir den Canyon und unterhalb des Canyons. Vor allem unterhalb des Canyons hat es 2 schöne Pools, doch keine Bisse. Es ist echt kalt, der Boden gefroren, die Lufttemperatur mit ca. 1 Grad Celsius ungefähr 10 Grad zu kühl für die Jahreszeit. Die Wassertemperatur ist mit 3.4 Grad auch nicht gerade verheissungsvoll...

Alex zeigt mir die verschiedenen Stellen, damit ich mir möglichst rasch ein Bild vom Fluss machen kann. Nach einer kurzen Mittagspause mit Suppe und Bier fischen wir den Bereich oberhalb des Faxi Wasserfalles. Die Strecken zu den Pools sind jeweils nur 5 Minuten von der Lodge, sehr angenehm. Dann gegen Abend im zweitobersten Pool endlich ein wenig Aktivitäten, wir sehen Fische springen und kurz danach hake ich einen Lachs von ca. 5-6 Pfund, den ich aber nach kurzem Drill verliere. Etwas später in einem Mini-Pool hake ich den nächsten Fisch.

Um 19.30h machen wir Feierabend, weil es schon dunkel wird. Dies ist einer der Nachteile so spät in der Saison, die Tage sind relativ kurz. Und natürlich sind die Fische meist auch nicht mehr ganz frische Aufsteiger, dieser Lachs war schon seit ein paar Wochen im Fluss.

Alex und ich kochen uns Spaghetti Bolognese und trinken eine gute Flasche Rotwein dazu und plaudern über Gott und die Welt. Es ist cool, die Lodge für uns beide alleine zu haben, man kommt sich nicht in den Weg und hat genügend Freiraum, was ich sehr schätze.

Do, 01-10-09

Um 07.00h Tagwache, Duschen, Frühstück mit Speck und Eiern. Um 08.45h fahren wir an den Fluss. Es ist saukalt, weil ein eisiger Wind geht: Luft 2 Grad, Wasser 2.4 Grad Celsius!

In der Morgensession habe ich einen Biss und ein guter Drill startet...

Um ca. 13.30h gehen wir in die Mittagspause und kochen uns eine Suppe. Gegen 16.00h starten wir die Abendsession. Es gelingt mir der Fang eines Weibchens von 69cm, 3.5kg. Danach ist länger Funkstille.

So gegen 18.30h habe ich im gleichen Pool wieder einen Biss, ich hebe wie gewohnt die Rute hoch und schon springt ein Lachs aus dem Wasser, dreht und geht dann ab wie die Post... 

Ich kann den Fisch einfach nicht halten, er schwimmt stromab in eine gewaltige Rausche und das Backing läuft unaufhaltsam von der Rolle. Der Guide vermutet einen grossen Fisch, ich jedoch habe meinen Zweifel, weil ich ja einen Lachs springen sah und meinte, es sei mein Fisch. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als dem Fisch stromab zu folgen...

Mittlerweile hat der Fisch etwa 150 Meter Backing von der Rolle gerissen und glücklicherweise finde ich eine Stelle, wo ich ans Ufer waten kann. Alex rennt voraus und hilft die Schnur von Hindernissen freizuhalten und so kommen wir dem Fisch näher. Ich erreiche ca. 350 Meter unterhalb der Biss-Stelle den Fisch und bin nun auf gleicher Höhe. Doch der Drill ist damit keineswegs zu Ende, ich merke aber sofort, dass der Fisch foul-hooked sein muss und tatsächlich landen wir dann ein paar Minuten später einen frischen Lachs von ca. 65cm mit dem Haken im Rückenflossenansatz. Der Lachs ist exhausted, erholt sich aber schnell im sauerstoffreichen Wasser und verschwindet wieder in die Tiefe.

Alex rechnet mir das hoch an, dass ich den Fisch frei gelassen habe, für mich eine Selbstverständlichkeit, einen foul-hooked Fisch lässt man wieder in die Freiheit!

Mein Arm schmerzt von diesem aussergewöhnlichen Drill und so machen wir Feierabend und Alex kocht mir ein wunderbares, scharfes Chili. Um 23.00h gehen wir schlafen.

Fr, 02-20-09

Um ca. 07.00h erwache ich und ahne Böses. Es windet sehr stark und gleichzeitig fällt heftiger Regen. Heute eilt es definitiv nicht...

Wir frühstücken sehr gemütlich und sind gar nicht sicher, ob heute überhaupt gefischt werden kann. Der Regen mischt sich mit Schnee und auf den umliegenden Bergen ist es nun richtig weiss geworden. Der Wind bläst sehr stark wie das kurze Video zeigt!

Video folgt.

Um 11.00h bis 13.00h versuche ich es am oberen Pool. Die Bedingungen sind extrem schwierig: saukalt, starke Winde, heftiger Regen, 1 Grad Luft, 2.4 Grad Wassertemperatur.

Nach einer wärmenden Mittagspause gehen wir von ca. 16.00h bis 17.30h noch einmal an den Fluss. Nun ist auch noch die Sichtigkeit des Wassers schlechter geworden und deshalb montiere ich 2 farbige Tubeflies hintereinander, um wenigstens minimale Chancen zu haben. Und tatsächlich hake ich noch einmal einen Lachs, kurzer Drill und beim Beachen des Lachses bricht das Spitzenteil der Rute, trotzdem kann ich den Fisch von 64cm, 2.8kg behändigen. Danach beende ich meinen kurzen Fischertrip an den Tungufljot.

Fazit: 3 Tage Fischen, 6 Fische hooked, 5 Fische gelandet; dies alles bei sehr kalten Bedingungen, was will man mehr! 

 

Fotos wie immer unten in der Fotogalerie. 

 

 

 

Location

Region

Südwest Island

Distanz von Reykjavik

89km, 1Std

In Google Maps anschauen

Lodge

Self Catering

Anzahl Ruten

6

Prime Time

Mitte Juli bis Mitte August

Empfohlene Ruten

Einhandruten 9' bis 10' #7-8, Zweihandruten 11-14' #7-10

Gute Fliegen

Hitchflies Grösse 12-16, Sunray Shadow, Blue Charm, Snaelda, Red Francis

Meine Meinung

Der Tungufljot ist ein mittelgrosser Fluss, der vom Laxa Angling Club mit dem smolt-release-Programm zu einem guten Fluss entwickelt wurde. Im 2008 brachte der Fluss etwa 2400 Lachse, im 2009 dürften es etwa 1200 sein. Vor August wird der Fluss nur unterhalb des Faxi-Wasserfalles mit 4 Ruten befischt, was für die ca. 5 Pools zu viel ist. Ab August sind auch oberhalb des Faxi 4 Ruten im Einsatz, was eher viel ist. Wir hatten aufgrund der kalten Witterung mehr Fluss für uns, weil nicht alle Ruten verkauft waren. Der Fluss eignet sich nur für kurze Trips, länger als 3 Tage möchte ich nicht dort fischen. Der Fluss lebt vor allem von der Scenery, welche wirklich schön ist. Grosslachse werden nicht so viele gefangen und wenn dann vor allem am Anfang der Saison.

Die Lodges sind alle gut eingerichtet und sind self catering. Positiv sind die kurzen Anfahrtswege von der Lodge an den Fluss. Ich bin froh, den Fluss gesehen und befischt zu haben, werde aber vermutlich nicht mehr am Tungufljot auf Lachs fischen in Zukunft, weil bei voller Belegung zu viele Ruten am Fluss sind.